Rein in den Garten

Rein in den Garten

Warum einen Garten – Blogbeitrag

Meine Kund:innen fragen jeweils nach, ob ich mit meinem Camperbus aktuell auf einem Bauernhof stehe und was ich auf dem Hof mithelfe. Da ich mittlerweile auf mehreren Höfen als Stör-Gärtnerin mithelfe, habe ich mich entschieden, darüber in meinem Blog zu schreiben.

Unterwegs als Störgärtnerin

Um es gleich vorweg zu nehmen: eine Ausbildung zur Gärtnerin habe ich nicht. Es ist ein Hobby, welches ich schon lange und mit viel Leidenschaft ausübe.

Meine Erfahrungen in der Gartenpflege beziehen sich eher auf klassische Bauernhofgärten mit Gemüse in Mischkultur, Beeren und Blumen in Form von Stauden, Bodendecker oder Blumensaaten.

Schon meine Mutter hatte einen grossen Garten und zog Gemüse für den Eigenbedarf. Noch immer ist sie eine Blumen- und Beerenfrau, so nenne ich sie gerne, weil dies auch heute noch mit 85 Jahren ihr grosses Hobby ist. Den Garten hat sie schon längstens an die jüngere Generation abgegeben, es wurde ihr dann doch zu viel.

Warum der Garten für mich so wichtig ist

Bereits beim Bezug meiner ersten Wohnung nach der Lehre hatte ich einen eigenen Garten. Dafür bin ich heute noch dankbar und Gärten haben seitdem eine ganz besondere Bedeutung für mich:

Nach der Lehre arbeitete ich auf einer psychiatrischen Akutabteilung. Die Abteilung war meistens vollbesetzt, inklusive Notfallbett. Krankheitsausfälle von Mitarbeitenden konnten meistens nicht abgedeckt werden, so dass wir häufig unterbesetzt der Arbeit nachgingen.
Ich fühlte ich mich stark gefordert durch die vielen Themen, Probleme und Not der Patient:innen. Das alles ging mir sehr nahe und wegen des Personalmangels hatte ich meistens das Gefühl, den Menschen mit psychischer Erkrankung zeitlich nicht gerecht zu werden.

Nach der Arbeit fuhr ich jeweils nach Hause, hatte einen brummenden Kopf und das Gefühl, dieser zerspringe nächstens. Besser als jede Kopfwehtablette half mir, in meinen eigenen Garten zu gehen, in der Erde zu wühlen, zu jäten und setzen, den Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen, die Insekten zu hören und dabei einfach zur Ruhe zu kommen.

Der Garten war der Ort, wo ich all die Erlebnisse, Gespräche, das Leid der Menschen und den Druck der vielen Arbeit verarbeiten konnte.
Ich bin somit dem Garten für immer und ewig dankbar!!!

Ich weiss, wie wichtig die Gartenarbeit für mich ist, damit sich meine Gedanken ordnen können und die Reizüberflutung verschwindet.

Erfreutes und weniger Erfreuliches im Garten

Durch all die Jahre mit eigenem Garten habe ich viele Erfahrungen gesammelt und so einiges erlebt.

Ein besonderes Erlebnis für mich war es jeweils, nach den Ferien wieder im Garten zu stehen und erfreut zu sehen, welche Dimensionen an Wachstum innerhalb von nur 2 Wochen möglich waren.

Klar, liebe ich die Blumen, doch grosse Genugtuung verspürte ich auch, wenn ich Gemüse verschenken konnte. Dieses Geschenk wurde immer sehr geschätzt und mein Herz wurde ganz weit und warm, wenn ich vor lauter Überfluss mit anderen diese gesunde Nahrung teilen konnte.

Doch es gibt auch negative Erfahrungen. Wenn zum Beispiel die Nacktschnecken überhandnehmen. Oder ein Wildkraut sich schnell und hartnäckig festsetzt. Dann vergleiche ich dies jeweils mit den negativen Gedanken, die manchmal auch in unserem Leben zu wuchern beginnen und wir ihnen dann unbedingt entgegenwirken sollen.

Negative Gedanken überprüfen und einfach auch mal stoppen

Dies, indem wir uns fragen: Ist das wirklich wahr, was ich da glaube? Oder könnte das ein alter Glaubenssatz von mir sein, welcher ich schon seit Jahrzehnten mit mir herumtrage? Und dann reisse ich, wie beim wuchernden Pflanzen, den hinderlichen Glaubenssatz einfach aus und ersetze ihn durch einen förderlichen Satz, einen Kraftsatz, welcher mich stärkt. Dies habe ich mir persönlich angewöhnt und es ist recht simpel zum Umsetzen. Probiere es gerne selber mal aus.

Nachhaltigkeit und Permakultur auch als Stör-Gärtnerin

Seit 2018 bin ich nun Teilzeit im Camperbus unterwegs, habe keinen eigenen Garten mehr und helfe seitdem in anderen Gärten mit, sozusagen als Stör-Gärtnerin.

Nach einer besonderen Erfahrung mit dem Milpa-Beet*, bei welcher der Ertrag dermassen deutlich höher ausgefallen ist, stieg meine Begeisterung für Nachhaltigkeit, fruchtbare Böden, Permakultur, Mischkulturen in grossem Ausmass.
Auch für essbare Wildpflanzen wächst mein Interesse, sie sind bereits nicht mehr aus meinem Alltag wegzudenken. Dies verdanke ich meiner Schwester.

* Das Wort Milpa bedeutet so viel wie „das nahe Feld“. 
Es lässt sich darauf zurückführen, dass die Milpa-Felder 
der Maya tatsächlich nah an ihren Wohnstätten gelegen waren. 
Milpa bedeutet, dass Mais, Bohnen und Kürbis zusammen auf 
demselben Feld angebaut werden und sich gegenseitig ergänzen.

Fazit:

Ich bin überzeugt, vielen Menschen würde es guttun, wenn sie die Möglichkeit hätten, in der Erde zu wühlen, zu pflanzen, auf Pflanzen acht zu geben und zu schauen, wie sie wachsen und gedeihen (vorausgesetzt, die Schnecken sind nicht schneller).

Die Natur zeigt uns, wie Fülle funktioniert: Wenn nicht zurückgeschnitten wird, dann wächst, blüht und gedeiht es in Hülle und Fülle. Die Natur hinterfragt nicht, sie gibt und schenkt, so viel sie kann. Ist das nicht wunderbar? Dies können wir als Metapher für unser eigenes Leben übernehmen.

Es gibt kein schöneres Hobby, als nach einem strengen Arbeitstag in der Erde zu wühlen (oder Sport zu treiben).

Eigenes Bio-Gemüse schmeckt am besten. (Mein Garten-Statement 😊)

PS: Gartenarbeit hilft auch, um gute Entscheidungen zu treffen. Wenn wir zur Ruhe kommen und sich der Sympathikus regulieren kann, werden wir gelöst und spüren, was wir brauchen für ein gutes Leben.

Möchtest Du mehr Informationen über mein Leben als Stör-Gärtnerin? Dann siehe unter: worklifebus.ch