Es hat mich erwischt

Es hat mich erwischt

Ich wurde gefragt, ob ich auch schon mal ein Schocktrauma erlebt habe. Ja klar, mehrere sogar, davon bin ich nicht ausgenommen. Die meisten Erlebnisse konnte ich gut verarbeiten, doch eines hat sich über Monate hartnäckig festgesetzt. Welches das war, davon erzähle ich Dir in diesem Blogbeitrag.

Das Gefühl, verstanden zu werden

Eine interessierte Kundin fragte mich, ob ich auch schon ein Schockerlebnis gehabt hätte. Ihre Frage überraschte mich, da ich diese Person erst vor ein paar Minuten kennengelernt hatte. 
Ich konnte jedoch gut nachvollziehen, warum sie dies fragte. Ich glaube, es fühlt sich vertrauensvoll an, dass ich nicht nur fachliches Wissen habe, sondern auch persönlich betroffen bin und um zu hören, wie ich damit umgegangen bin.
Dies kann das Vertrauen stärken, ebenso das Gefühl, verstanden zu werden, um den eigenen Schritt in die Trauma-Bewältigung zu wagen.

Der Crash

Nun aber zu meinem Erlebnis. Was war genau passiert?
Vor 20 Jahren verursachte ich am Bundesplatz in Luzern einen Auffahrunfall. Das Auto vor mir stoppte vor einem Fussgängerstreifen und ich fuhr ungebremst in das Heck des Wagens.

Das Besondere daran war, dass ich über Monate diese Strecke nicht mehr fahren konnte. Dies war für mich nicht sonderlich schlimm, da ich stattdessen den Weg über den Pilatus-Platz gefahren bin. Somit hatte ich kaum Leidensdruck.
Doch war mir bewusst, dass ich etwas vermeide und dies wollte ich unbedingt ändern. Mit 28 Jahren eine Strecke nicht mehr fahren können? Nein, das ging für mich gar nicht!

Also legte ich mir eine Strategie bereit, wie ich dies angehen wollte:

  1. Ich fahre die Strecke zu einer Zeit, wenn wenig Autos unterwegs sind.
  2. Ich nehme zuvor Notfalltropfen ein, um mich etwas zu beruhigen.
  3. Ich werde dies durchführen und nicht kurz davor in eine andere Richtung abbiegen oder das Vorhaben ganz abbrechen.

Doch ganz so einfach war es dann doch nicht, wie sich herausstellte…

Die Durchführung

An einem Montagvormittag war es so weit. Ich stieg in meinen blauen Peugeot und fuhr los.

Als ich in die besagte Strasse einbog, schnürte sich mein Hals zu, ich kriegte Atemnot, mein ganzer Körper verspannte sich und ich kriegte Panik. Es fühlte sich an, als würde ich geradewegs in eine Wand fahren.

Exakt an der Stelle, an dem der Unfall passierte, fing ich ganz stark zu zittern an. Ich hielt mich mit beiden Händen am Lenkrad fest und bemühte mich, mit den Füssen nicht von den Pedalen zu rutschen.

Ich fuhr zurück über die Langensandbrücke und dachte immer wieder: «Du hast es geschafft, du bist tatsächlich da durchgefahren». Ich konnte nicht glauben, dass ich es vollzogen hatte. Einerseits war ich happy, doch mein Körper zitterte weiterhin ganz stark und ich spürte innerlich einen starken Stress.
Es war eine Achterbahn der Gefühle.

Zu Hause angekommen war ich sowas von fertig, ich fühlte mich komplett erschöpft und erledigt. Ich ging in die Wohnung, legte mich ins Bett und erholte mich für den Rest des Tages.

Doch die Konfrontation hatte sich gelohnt: Die Vermeidung war weg und ich konnte diese Strecke seitdem wieder befahren.

 

Weshalb diese starken Reaktionen?

Weshalb ich so stark reagiert habe, das verstand ich erst viel später.

  • Ich hatte den Aufprall nicht kommen sehen: Ich war abgelenkt, da ich eine neue Kassette in den Kassettenrecorder legte. Das Ereignis kam «zu plötzlich». Ich wusste zuerst gar nicht, was passiert war.
  • Als ich realisierte, dass ICH diesen Unfall verursacht hatte, war dies wie ein weiterer Schock.
  • Das Ehepaar, welches im Auto vor mir sass, verweigerte den Kontakt mit mir. Sie telefonierten der Polizei, was ja auch ok war. Ansonsten sprachen sie kein Wort, was für mich sehr unangenehm war.
  • Schlimm empfand ich auch diese «Gaffer»: Sie blieben einfach stehen und guckten äusserst neugierig. Ich fühlte mich wie ausgestellt und konnte nichts dagegen tun.
  • Die Frau hielt sich am Nacken fest und ich erschrak beim Gedanken daran, dass sie meinetwegen ein Schleudertrauma haben könnte. Dies passte ethisch nicht in mein Menschenbild. Ich will «Gutes tun» als Psychiatrie-Fachfrau und nicht anderen Menschen Schmerzen verursachen.
  • Es war Rushhour, dementsprechend viel Verkehr, ich verursachte somit einen recht grossen Stau.

Ich stand hilflos, alleine, überfordert und geschockt da. Niemand sprach ein Wort mit mir, keiner kam auf mich zu. Ich fühlte mich ausgeliefert, wie gefangen. Ich konnte nichts machen, nur abwarten, bis die Polizei endlich kam.

Das subjektive Empfinden

Nun könnte man denken, das ist doch nur ein Auffahrunfall, das ist doch nicht so schlimm.
Doch die Frage war, wie stark sich das Ereignis in dem Moment subjektiv anfühlte und wie viele Stresshormone, welche in so einem Moment ausgeschüttet werden, in Körper gehalten worden sind und sich nicht entladen konnten.
Für mich war dieser Moment (besonders im Nachhinein gesehen) sehr schlimm. Wie viel Stress und Anspannung ich von diesem Augenblick in mir festhielt, realisierte ich erst im Moment der Entladung an diesem Montagvormittag.

Wie ist Deine aktuelle Situation?

Wo stehst Du in Deinem Leben:

  • Hast Du Situationen, in denen Du anstehst und in die Vermeidung gehst?
  • Spürst Du in gewissen Lebensbereichen Ängste, welche Dich ausbremsen?
  • Kontrollierst Du übermässig, um jeden Fall den Überblick zu behalten?
  • Steckst Du im Überlebensmodus fest und Dein Leben läuft in starren Routinen ab?
  • Fühlen sich Veränderungen und Unerwartetes als bedrohlich an?
  • Musst Du immer wieder an vergangene Ereignisse denken, welche Dich nach wir vor traurig, wütend oder hilflos machen?
  • Zeigen sich in bestimmten Situationen Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen oder sonstige körperliche Reaktionen?

Wenn Du eine oder mehrere Fragen mit JA beantwortet hast, dann gebe ich Dir einen Tipp: Hole Dir fachliche Hilfe, um diese einschränkenden Gedanken, Gefühle, Körperreaktionen und Verhalten zu verändern.

Gehe diese Trauma-Folgen an und befreie Dich davon.
Du wirst erfahren, wie viel Energie nach der Auflösung von ehemaligen Schockerlebnissen freigesetzt wird. Und wie bereichernd solche Loslösungen von «gehaltenen» Stresshormonen sein können.

Auflösen mit der Trauma Buster Technique

Eine Möglichkeit ist die Auflösung von Schockmomenten durch die Trauma Buster Technique. Wenn Du mehr über diese Methode wissen willst, dann schaue Dir dieses Erklärvideo an:
Hier ist das Erklärvideo

Eine Kundin habe ich ca. einen Monat nach der Trauma Buster Technique-Sitzung interviewt. Ich wollte von ihr wissen, wie es ihr jetzt geht. Du kannst Dir gerne das Interview anschauen:
Hier ist das Interview

Umsetzungs-Kick, um wieder ins Handeln zu kommen

Möchtest Du konkrete Unterstützung, um wieder in die Umsetzung zu kommen? Dann schaue Dir meine Angebote an unter: Angebote

Bis dahin kannst Du gerne in meinen neuen Podcast hineinhören: Mein Schocktrauma