Zwei Arten von Gedächtnis

Zwei Arten von Gedächtnis

Zwei Arten von Gedächtnis

Weshalb gelingen uns Veränderungen im Alltag nicht, obwohl wir genau wissen, was zu tun wäre? Weil Wissen alleine meistens nicht ausreicht. Es gibt ein weiteres Gedächtnissystem, welches bei Auflösungen von Blockaden oder allgemein bei Veränderungen miteinbezogen werden muss.

Wir verfügen über zwei Arten von Gedächtnis.

  • Du liest ein Ratgeber – oder mehrere – zu einem bestimmten Thema, weisst ganz genau, was zu tun wäre um eine Änderung herbeizuführen, deren Umsetzung gelingt Dir aber nicht?
  • Du versuchst ein Problem immer wieder mit der gleichen Bewältigungsstrategie zu lösen, obwohl diese nicht hilfreich ist? Du versuchst die Strategie zu ändern – aber ohne Erfolg?
  • Du bist gesellig, liebst Menschen und den Austausch mit ihnen. Doch wenn ein sympathischer Mensch Dich berührt, kommen unangenehme Emotionen hoch und Du kannst Dir nicht erklären weshalb?

Diese Beispiele zeigen: Wissen allein reicht nicht. Denn es sind zwei verschiedene Gedächtnisse involviert – und beide werden für Veränderungen benötigt.
Doch zuerst stelle ich Dir beide vor:

Das explizite Gedächtnis: deutlich und bewusst.

Das eine ist das Gedächtnis des Denkens und Wissens, auch das explizite Gedächtnis genannt. In diesem System merken wir uns Namen, Daten, Fakten und die Reihenfolge der Ereignisse. Darin sind alle Lebenserfahrungen enthalten, die wir bewusst abgespeichert haben. Alles, was wir aktiv lernten und auch wieder gezielt abrufen können.
Explizite Erinnerungen sind das, was wir landläufig unter Gedächtnis verstehen und vor allem in der Schule trainieren. Für das explizite Gedächtnis brauchen wir die Gehirnregion Hippocampus. Diese entwickelt sich aber erst im Alter ab ca. 3 Jahren. Deshalb sind erst danach explizite Erinnerungen möglich.

Frage ich Dich nach der Hauptstadt von Deutschland, so kannst Du mir «hoffentlich» die korrekte Antwort geben. Dies haben wir dem expliziten Gedächtnis zu verdanken.
Auch Johannisbeer-Kuchen backen ist mit einem Rezept recht gut umsetzbar, auch wenn Du noch nie zuvor in Deinem Leben gebacken hast.

Dank des expliziten Gedächtnisses können wir nach Rezept Kuchen backen.

Das implizite Gedächtnis: intuitiv und automatisch.

Das zweite Gedächtnissystem ist das Gedächtnis des Erlebens und Erfahrens. Es wird auch das implizite Gedächtnis oder Leibgedächtnis (nach Leib = Erleben) genannt.

Implizite Erinnerungen lassen sich nicht gezielt abrufen, sondern tauchen plötzlich auf und verschwinden wieder, in Form von Körperempfindungen, Emotionen und Verhaltensweisen. Meist liegen sie unterhalb der Bewusstseinsschwelle.

Implizite Erinnerungen werden im Allgemeinen nicht als eine Leistung des Gedächtnisses verstanden. Aber sie haben einen sehr grossen Einfluss auf unser Verhalten und wie sich unser Leben entwickelt.

Im impliziten Gedächtnis speichern wir zum Beispiel Fahrradfahren ab. Wir erinnern uns nicht an alle einzelnen Erlebnisse, die wir brauchten, um Fahrrad fahren zu lernen. Und wir können auch nicht erklären, wie wir das theoretisch gemacht haben. Eine Anleitung dazu reicht nicht aus, man muss sich auf den Sattel schwingen und üben. Irgendwann kommen die Balance und der Schwung mit rein, die es braucht, um vorwärts zu kommen. Und, wenn wir es mal können, werden wir Fahrrad fahren auch nicht mehr so schnell verlernen.

Dank dem impliziten Gedächtnisses können wir etwas Erlerntes immer wieder abrufen.

Das implizite Gedächtnis speichert alle Erfahrungen von klein auf ab. Diese beeinflussen unser Verhalten, ohne dass die Erinnerungen bewusst werden. Ein Grossteil unseres täglichen Verhaltens läuft automatisch ab und ist somit im impliziten Gedächtnis gespeichert. Das hat auch praktische Vorteile. Stell Dir vor, Du müssest bei jeder Autofahrt überlegen, wann und wie die Schaltung zu bedienen ist. Dies funktioniert glücklicherweise unbewusst, automatisch und intuitiv.

Auch unsere Einstellungen gehören zum impliziten Gedächtnis.

Die Erinnerungen des impliziten Gedächtnisses können positiv sein, wie zum Beispiel ein «richtiges Pony» zu kriegen. Sie können aber auch negativ sein. Beispielsweise kann eine Person als Kind schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht haben. Ohne sich als Erwachsener daran zu erinnern, kann diese Person ein Leben lang Angst vor Hunden haben.
Oder vielleicht gab es Situationen, in denen Du in der Schule ausgelacht oder beschämt wurdest… Das Gedächtnis des Erlebens bewahrt alle positiven, wie auch negativen Erinnerungen an all das, was uns bewegt und das Herz berührt hat. Besonders wichtig sind die Gefühle, die im Gehirn durch das limbische System wahrgenommen und «verwaltet» werden. Das limbische System ist aktiv, insbesondere die Amygdala, wenn es um das leibliche Erinnern geht.

Beide Gedächtnisse müssen miteinbezogen werden.

In der gemeinsamen Arbeit mit meinen Kunden/Kundinnen beziehe ich immer beide Gedächtnisse mit ein, wenn es darum geht, Glaubensätze, Emotionen, Körperreaktionen und aktuelles Verhalten zu verändern.
Meine Erfahrungen zeigen, dass sich dies sehr bewährt, um Schocktraumata gezielt aufzulösen, längerfristige Veränderungen herbeizuführen und neue Gewohnheiten zu etablieren, welche wir uns wünschen.

Die Arbeit mit dem impliziten Gedächtnis ist für «stark verstandsbezogene Menschen» eine sehr grosse Herausforderung. Besonders wenn es um das Klopfen mit der Emotion Freedom Techniques (EFT) geht, wo wir tief in die Emotions- und Körperebene hineingehen, können Zweifel entstehen, was das bewirken soll. Viele Menschen wollen oder können nicht wahrhaben, dass das Klopfen an den Meridianpunkten viel bewirken kann. Der bewusste Verstand will es nicht wahrhaben.

Ich nehme diese Bedenken sehr ernst und erkläre die Funktionsweise jeweils, um dem Bedürfnis nach Wissen und Verstehen nachzukommen. Kürzlich wurden die Klopftechniken auch wissenschaftlich untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt.

Im Jahr 2022 erschien das Buch von Antonia Pfeiffer:

Emotionale Erinnerung – Klopfen als Schlüssel für Lösungen

Neurowissenschaftliche Wirkhypothesen der Klopftechniken

Carl-Auer Verlag

Der Autorin gelingt es auf unterhaltsame Weise, die hochkomplexe Hirnforschung mit den Klopftechniken zu verbinden. Das wissenschaftliche Buch ist so verständlich und nachvollziehbar geschrieben, dass es auch von Nicht-Akademikern wie mir gelesen werden kann.

Fazit:

Ich beziehe immer beide Arten von Gedächtnissen in die Arbeit der Schocktrauma-Auflösung und dem Erarbeiten neuer Gewohnheiten mit ein. Nur so können längerfristige, positive Veränderungen herbeigeführt werden.

Die Klopftechniken basieren auf der jahrtausendealten Chinesischen Medizin und ihren Meridianen. Sie wurden in ihrer Wirksamkeit geprüft und haben in der Behandlung bei traumatischen Erlebnissen, Depressionen oder Ängsten durchaus ihre Berechtigung.

Hast Du Fragen oder brauchst Du Unterstützung, bin ich gerne für Dich da. Melde Dich einfach unter: Kontakt

Ich freue mich auf Dich!